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Kanal 23: CB-Funk erlebt Comeback in Gifhorn
Ron Niebuhr Veröffentlicht am 06.11.19


BU - Auf Kanal 23: Harald Fritz von links, Klaus Brinkmann und Karsten Dimmler haben so wie einige andere in und um Gifhorn das totgeglaubte Hobby CB-Funkwieder für sich entdeckt. Foto: Ron NiehburTotgesagte leben länger. Als die CD auf den Markt kam, glaubte kaum jemand ansÜberleben der Schallplatte. Mit dem Digitalformat MP3 wendete sich das BlattDie CD verlor an Bedeutung, die Schallplatte war plötzlich wieder da. Ob der CBFunk ein ähnliches Revival erlebt, bleibt abzuwarten. Treue Fans schart er jedenfallstrotz WLan-Hotspots und Mobilfunk nach wie vor um sich - auch in und um Gifhorn."Ein Funkgerät, eine Antenne - mehr braucht man nicht. Dann kann es auch schon losgehen", sagen
Klaus Brinkmann, Karsten Dimmler und Harald Fritz. Der Gifhorner, der Ribbes-bütteler und der Calberlaher sind begeisterte CB-Funker. Kennen gelernt haben sie sich übers gemeinsame Hobby, genauer gesagt auf Kanal 23. Den nutzt die hiesige Szene von CB-Funkern bevorzugt. Derzeit 16 Hobbyfunker tummeln sichauf dem Kanal, die meisten abends ab 19.30 Uhr. "Aber eigentlich ist immer
irgendwer anzutreffen", sagen sie. Denn die Leidenschaft fürs CB-Funken nimmt rasant zu, sobald man einmal damit angefangen hat: "Wir sind inzwischen fast permanant drauf. Ganz so wie früher."Wie früher - gemeint sind damit die beginnenden 1980er Jahre. Da erlebte des CB-Funken hierzulande den bisher größten Boom. Erst ein paar Jahre zuvor, 1975, war der Frequenzbereich um 27 Megahertz vom damaligen Bundesministerium für Post und Telekommunikation für jedermann frei gegeben worden. Zuvor stand er vorwiegend für Betriebsfunk zur Verfügung, dessen Bedarf nachzuweisen war. Damals waren auch Karsten, Klaus und Harald als CB-Funker am Start. "Ich habe mich schon als kleiner Junge für Technik begeistert", erinnert sich Harald, wie er Kassettenrekorder tunte und später aus einer kleinen Funkantenne am Schreibtisch alles rausholte, was ging. Karsten kam über seinen Onkel zum Funken. Die Szene war damals sehr aktiv, man fand eigentlich immer irgendwen zum quatschen.Bei allen Drei geriet das CB-Funken irgendwann in Vergessenheit - bis sie ihre alten Funkgeräte und Antennen zufällig wiederfanden und einfach mal ausprobierten. Harald hat seine Ausrüstung 2017 hervorgekramt und wieder flott gemacht, Karsten und Klaus erst im vergangenen Jahr. "Ich bin zufällig drauf gestoßen. Zunächst hörte ich nur Funkverkehr in russischer Sprache. Aber dann bin ich auf Kanal 23 gegangen und war sofort wieder Feuer und Flamme", erzählt Klaus. Denn dort war und ist richtig was los. "Wir sind eine flotte Runde, die einfach Spaß macht. Keine Hetze, kein Anpöbeln. Sonst hätte ich mein Zeug auch gleich wieder abgebaut und eingepackt", sagt Harald alias Merlin 11. Doch so blieb er dabei. Wie Klaus und Karsten, die man auf Kanal 23als Vagabund und Zaunkönig kennt. Und wie 13 andere zwischen Leiferde und Ehmen, Wittingen und Abbesbüttel, die regelmäßig funken. "Wir reden über Gott und die Welt, nicht bloß über Technik", sagen sie. Fußball und Autos, Geschichte und Gesellschaft. Im Grunde läuft es auf Kanal 23 wie an einem Stammtisch. Mit einem Unterschied: "Politik bleibt immer außen vor. Darin sind wir uns alle einig", betonen Karsten, Klaus und Harald. Und Zoff ist den CB-Funkern ebenfalls fremd. Im Gegenteil: "Wir sind eine klasse Truppe. Hat einer mal ein Problem, stehen gleich zwei auf der Matte, um zu helfen", sagt Harald.Kanal 23 wächst in und um Gifhorn durch persönlichen Kontakt, übers eigens gegründete Internetforum cbfunk-gifhorn.de und nicht zuletzt auch durch zufällige Funkkontakte. Die machen den besonderen Reiz aus: "Man kann sich mit Leuten unterhalten, die man sonst im Leben nicht treffen würde", sagt Karsten. Und manchen treibt auch an, auszuloten, wie weit er mit seiner Antenne kommt. Gewöhnlich sind es bei den für CB-Funk typischen vier Watt Sendeleistung um die 40 Kilometer, bei sehr guter Wetterlage auch mal 100 oder sogar 150 Kilometer. In den 1980er Jahren waren "an ein paar Tagen im Jahr immer auch Spanien und England drin", erinnert sich Harald. Er weiß noch, wie er als Kind sonntags Predigten aus englischen Kirchen gehört hat. Heute klappt das nicht mehr. "Die Sonne spielt nicht mit. Sie ist nicht aktiv genug. Sie hält wohl Winterschlaf", winkt er ab. Die Wissenschaft sucht noch nach einer Erklärung für das solare Phänomen, Karsten hat mit einem Augenzwinkern schon eine parat: "Der Klimawandel ist jetzt wohl auch im CB-Funk angekommen." Der Stammtisch im Äther auf Kanal 23 steht übrigens allen offen, die sich für CB-Funk interessieren. Den wenigen, die seit den 1980er Jahren ununterbrochen aktiv dabei geblieben sind, wie Popeye 13 aus Kästorf. Jenen, die CB-Funk wieder für sich als Hobby entdeckt haben, wie Merlin 11, Vagabund und Zaunkönig. Aber auch allen, die neu einsteigen möchten und sich dann erstmals einen Funknamen einfallen lassen. "Wir stehen jedem gern mit Rat und Tat zur Seite", versichern Karsten, Klaus und Harald. Alte Funkgeräte und Antennen haben sie nämlich noch zuhauf herumfliegen. "Wir sammeln sie, reparieren sie und geben sie an Neulinge weiter", sagt Karsten. Die Funkgeräte seien zwar nicht High End, aber funktionsfähig und für den Einstieg genau richtig. "Und wir helfen auch beim Aufbau", ergänzt Harald. Wie Klaus, Karsten und der Rest der Bande schwört er auf die ursprüngliche Form des CB-Funks: rein analog, völlig frei von digitalem Schnickschnack. Mittlerweile trifft man sich nicht nur auf Kanal 23 zum verbalen Gedankenaustausch sondern auch mal von Angesicht zu Angesicht bei Kaffee und Kuchen. Das wiederum scheint manchen WLan- und Mobilfunk-Jüngern inzwischen ja völlig fremd zu sein.